Beobachtungsbericht vom 4.6.13
2.5 Milliarden Jahre ....
... sollte es heute in die Vergangenheit gehen ...
Genauso lange schien ja jetzt auch die Phase des bedeckten Himmels gegangen zu sein. :-)
Endlich sollte es ein paar Tage mit schönem Wetter geben.
Was das bedeutet werde ich in 4 Tagen verstanden haben, aber dazu später mehr.
Der kleine Quasar 3C273 war eines meiner ersten Ziele am heutigen Abend ...
Die Stelle war schnell gefunden und der schwachste Punkt war das ernüchternde Ergebnis ..
Natürlich wusste ich das ich nicht mehr als einen weissen Punkt sehen würde, ich genoss den Gedanken,
das mich gerade das Licht erreichte, welches diese unglaublich lange Zeitspanne unterwegs war.
2.5 Milliarden Jahre ... einfach unvorstellbar.
Da aber die Jungfrau in der Dämmerung immer weiter Richtung Westen reiste, nahm ich mir
zum warmwerden kurz M51 vor, aber jetzt wollte ich ein paar Experimente oder besser gesagt Vergleiche anstellen ... ich nahm mir ein paar Objekte vor, die ich vor 10 Monaten mit meinem 10" Teleskop gesehen hatte .. angefangen mit M27 ... ich konnte mich noch erinnern, das mir das Aufsuchen damals schwer gefallen ist ... mittlerweile muss ich zu so einem Objekt nicht mehr starhoppen, das Gehirn rechnet automatisch das verdrehte Bild um und so war ich im Sucher in Sekunden bei Charles' "nicht-als-Komet-verwechseln-Objekt-Nr.27" angelangt, der Hantelnebel ...
Erst nur als die hellere Hantel sichtbar, die sich mit UHC langesam mit ihren Ausläufern
schmückte, zeigte sich im OIII die ganze Pracht des Nebels, wie hier auf der Zeichnung zu sehen.
Wow! Da knallts' einem die Augen weg! So hell ist das! Ich hab wohl keinen "faulen" Baader erwischt :-)
Und erstrecht kein faules Teleskop!
Wenn schon in der Nähe stattete ich M71 einen Besuch ab, es ist ein schönes Funkeln und Glitzern, das ganze ..
Damals im 10" war NGC6905 nur ein schwaches Nebelfleckchen .. überhaupt kann man sich mit einem 10 Zöller in Messiers, Herschels und Dreyers Fussstapfen wiederfinden, aber es ist toll damit das dobsn zu lernen und die Objekte zu lokalisieren ...
Aber auch damals konnte ich die Form erkennen, jetzt im 18"er, zeigten sich die Strukturen,
wie dieses Bild zeigt.
Mit einem Filterschieber bewaffnet, der mit UHC und OIII geladen ist, kann die Jagd so richtig entspannt losgehen ... so muss das sein :-) Cirrusnebel hörte ich meine Vereinskollegen sagen ... "Wieee du hast den noch nicht angeschaut?!?" Na, dann, los gehts! Das ist das was ich den OIII-AHA-Effekt nennen möchte:
Den Stern in NGC6960 angepeilt ... hmm ... noch nix ... dann mal den UHC reingeschoben ... immer noch nix ... mit OIII kam ein ungebremstes AAAAAH! aus mir heraus, welches meine heutigen Mitspechtler mit Sicherheit kurz innehalten hat lassen:
Der Abstand der beiden Nebelteile stimmt natürlich nicht, viel eher wollte ich die beiden
auf ein Blatt bringen um meinen Eindruck zu schildern.
Als ich nach einigem hin- und herfahren die Filter in umgekehrter Reihenfolge wieder herausschob, konnte ich auch ohne Filter den Nebel schwach wahrnehmen ... und schon wieder das Auge geschult :-)
Wie lange ich dann im Nordamerikanebel herumgefahren bin, kann ich nicht sagen ... ab jetzt hatte mich die Faszination so gepackt, das ich die Zeit vergessen hatte ... ich weiss nur, das ich meine USA-Rundreise in Florida beendet hatte, was ein weiterer Beweis dafür ist, das dieses Teleskop ein Objekt bei erster Sichtung richtig toll darstellt.
Wie man bei Monty Phython so schön sagt: "Now something completely different!" Mir fiel ein, das ich ja auch noch eine Galaxie sehen wollte, die ich noch nicht gesehen hatte ... Alte Hasen lachen sicher darüber, aber ich bin mit 10 Monaten Erfahrung ja auch noch nicht soooo lange dabei ... Jetzt aber mal schnell, bevor der grosse Wagen in den Lichtkegel von Karlsruhe eintaucht ...
Mit 60facher Vergrösserung nur als graues Fleckchen zu sehen, war ich anfangs etwas enttäuscht,
war ich doch um kurz vor 2 auch schon ein bisschen Müde. mit 140x durch mein 14mm Explore Scientific wurde dieser Fleck heller, und der Himmel ein Stück dunkler.
Als ich dann das erste Mal nachführen musste, blitze der erste Spiralarm auf.
Auch hier hat mich der Virus erneut gepackt und ich habe auf der Hatz nach den Spiralarmen ein weiteres Mal die Zeit vergessen, bis die Kirchturmuhr des nahegelegenen Örtchens mich kurz aufschrecken lies: verdammt, schon 2:15 Uhr... die Dunkelheit war bald schon wieder vorbei, also wollte ich mich auf die Suche nach M63 begeben. Als ich M109 gefunden hatte, lies meine Konzentration nach und ich beschloss, diese Suche auf die nächste Nacht zu legen ... zu Hause liess ich diesen grossartigen Abend noch einmal Revue passieren, was mich schlussendlich erst um 4 schlafen liess .. Es sah zwar danach aus, aber ich wusste noch nicht 100%ig, das ich am nächsten Tag schon wieder rausgehen würde ....